Wer bin ich?

Hi! Ich heiße Schirin (ja, mit c!) Düzer und bin 25 Jahre alt. Ich wohne, arbeite, studiere und male aktuell in Bremen und bin leidenschaftlich kreativ. Seit Anfang 2022 bin ich zudem Teil des Jugendkuratoriums der Kunsthalle Bremen. Wir versuchen, mehr Diversität und die Stimme junger Menschen in die Kunsthalle zu bringen und haben zusammen mit Dina Koper,  Eva Fischer-Hausdorf und Jennifer Smailes die Ausstellung "Generation* - Jugend trotz(t) Krise" kuratiert.

Ich bin an Kunst interessiert seit ich klein war. Im Laufe meines Lebens hat sie sich immer irgendwie in mein Leben geschlichen. Ob in Zimmergestaltung, Kleidung, Nähprojekte, Malen, Fotografie, Musik, Filme, Videobearbeitung, Schauspiel, Schminken & Maskenbildern oder die Blogs, die ich schon in sehr jungen Jahren zum Austoben hatte, lange bevor Youtube, Instagram und schließlich Tik Tok die klassischen Blogs abgelöst haben. Schon immer wollte ich etwas produzieren, meiner Kreativität freien Lauf lassen, mich ausdrücken, andere inspirieren und mich ausprobieren. 

Wie kam ich intensiver zum Malen?

Irgendwann kam dann aber noch eine sehr persönliche Komponente dazu. Sicher breche ich damit für einige Menschen ein Tabu, es ist aber gerade deswegen wichtig, drüber zu schreiben. Ich bin noch jung, habe aber schon seit ich 13 Jahre alt war mit psychischen Erkrankungen zutun & die meiste Zeit habe ich sie versteckt. Die Gründe dafür waren sehr unterschiedlich. Das Krankheitsbild war über die Zeit nicht immer das gleiche, denn manche Teile meiner Krankheit sind gegangen, manche kamen jedoch über die Jahre mit neuen Erfahrungen und neuen Erlebnissen hinzu. Ich bin mittlerweile psychisch so stabil wie nie zuvor und heute kann ich sagen, dass es mir insgesamt gut geht, die Vergangenheit will aber noch weiter bearbeitet werden.

Im Frühjahr 2020 habe ich dann endlich lernen dürfen:
Ich kann mich durch Kunst ausdrücken, ohne Worte verwenden zu müssen. Ich kann Ordnung in meinen Kopf bringen, klarer sehen. Gefühlen freien Lauf lassen & alles malen, was ich möchte. Gedanken verarbeiten und Schwieriges greifbarer machen. Und das mache ich. Das Spannende daran ist, dass jeder Mensch darin etwas Anderes sieht, etwas Eigenes. Es kann offengelassen werden, was ich durch das Bild zum Ausdruck gebracht habe & du als Betrachtende*r siehst und fühlst, was du selbst damit verbindest. Ich bin froh, dieses Werkzeug in einer Kunsttherapie während eines Klinikaufenthalts an die Hand bekommen zu haben. Und mittlerweile bringe ich auch viele der damals erlangten Erkenntnisse oder Gedanken auf Leinwände - statt wie damals auf Papier. 

Natürlich sind auch „normale“ Bilder mit dabei, die einfach aus der Intuition heraus und ohne große Hintergedanken entstanden sind, aber vielleicht hilft es jemandem dabei, diese Möglichkeit auch für sich zu entdecken oder diese Dinge zu verstehen, auch wenn man selbst nicht betroffen ist. 

Warum mache ich meine Krankheit öffentlich?

Es ist wichtig, über psychische Erkrankungen zu reden, statt sie wortwörtlich tot zu schweigen. Es sollte kein Tabu sein und man sollte nicht das Gefühl haben, sich durch diese Offenheit angreifbar zu machen. Ich selbst weiß, dass ich es in der Vergangenheit gut gebraucht hätte, zu sehen, dass Menschen offen mit ihren Problemen umgehen, daher möchte ich die Welt mitgestalten, die ich mir gewünscht habe. Ich selbst hätte mir schon viel früher Hilfe geholt, wenn es nicht so eine große Hürde gewesen wäre, darüber zu reden. Große Worte, aber ich hoffe, dass ich Menschen erreichen und in ihnen etwas wecken kann. Und hey, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Kunst kann auch mal nur schön sein, es muss nicht immer einen tieferen Sinn geben.

Was male ich?

Ich male abstrakt und oft sehr ungegenständlich, mit viel Oberflächenstruktur und häufig mit kräftigen Farben und Kontrasten. Man kann beim genauen Hinsehen viele kleine Details erkennen. Ich mag es, wenn man auf den ersten Blick nicht sehen kann, worum es bei einem Bild geht - zur Erklärung schreibe ich immer gerne Texte. Diese sind Teil des Kunstwerks und können hinzugezogen werden, es freut mich aber auch, wenn Menschen einfach nur meine Werke interessant oder schön finden. Ich gehe sehr intuitiv vor und weiß i.d.R. selbst nie, wie mein Bild am Ende aussehen wird. Der Prozess der Entstehung ist für mich selbst sehr spannend und ich gehe meistens mehrmals neu an ein Bild heran. Ich lasse die einzelnen Schichten trocknen und entweder mir gefällt das Endergebnis oder es fühlt sich noch nicht fertig an und ich muss solange immer wieder hineinmalen, bis sich das Gefühl letztendlich einstellt. Woran genau ich das festmache, habe ich selbst noch nicht herausgefunden ;) Die Schichten, in denen ich gemalt habe, sieht man aber meist gut, sodass das Bild an optischer Tiefe gewinnt. I.d.R. sind meine Werke versiegelt, rückseitig beschriftet und unterschrieben. Die älteren Bilder auf der Vorderseite, mittlerweile unterschreibe ich aber immer rückseitig. Den Keilrahmen male ich seitlich auch häufig an, sodass in vielen Fällen kein zusätzlicher Rahmen notwendig ist.

So viel zu mir, meiner Geschichte und meiner Leidenschaft zur Kunst. 

Bis dann! Schirin:)